Daniela Schwegler
«Mein Anliegen ist es, konzentrationsschwachen und sensiblen Kindern zunächst Schulerfolg und später beruflichen Erfolg zu ermöglichen», sagte Frank Ruthenbeck, der sich schon mehrere Jahrzehnte mit der Potenzialförderung sensibler Kinder befasst. «Sie sollen fähig werden, sich im sozialen Gefüge zu verbessern und sich mehr und mehr wohlzufühlen in ihrer eigenen Haut und ihrem sozialen Umfeld.»
Sein gebündeltes Wissen hat er unter anderem in das Buch Konzentrationsschwach und doch genial gepackt, das im Rex Verlag erschienen ist. In einfachen und klaren Worten vermittelt er darin die psychologischen Grundlagen der Erziehung, besonders im Umgang mit sensiblen und «verhaltensoriginellen» Kindern.
Das Wesen sensibler Kinder
Dass das Thema auf Interesse stösst zeigte der gut besuchte Vortrag als Co-Veranstaltung des Graswurzle- und Urig-Vereins sowie der Schule Zürichsee.
Zusammen mit den Zuhörerinnen und Zuhörern ergründete Frank Ruthenbeck eingangs das Wesen und die Bedürfnisse sensibler Kinder. Was zeichnet sie aus? Es folgten Antworten wie: Sie fordern einem auf, umzudenken. Sie können sich nicht so gut abgrenzen. Sie nehmen Dinge wahr, die andere nicht wahrnehmen können – Stimmungen, Geräusche, Gerüche. Sie haben eine extrem grosse Fantasie. Sie passen nicht ins Schema. Sie sind unruhig und lebendig. Sie haben oft einen geringen Selbstwert und sehr hohe Ansprüche an sich selbst. «Und was sind die Kinder?», fragte der Psychologe weiter. Worauf die Antwort kam: Sie sind eine Bereicherung und Menschen mit grossen Visionen.
Schulische Misserfolge trotz hoher Intelligenz
Und weil sie so kreativ und ideenreich seien und so viel Wissen aufsaugen, ziehe es sie oft wie magisch zu elektronischen Geräten hin. «In den elektronischen Welten können sie sich unbeschwert ausdrücken, es wird nichts von ihnen erwartet», sagte Frank Ruthenbeck. Ganz im Gegensatz zur Schule, wo diese Kinder oft unter die Räder kommen trotz ihrer oft hohen Intelligenz. Aber sie bringen ihr Potenzial einfach nicht aufs Blatt. Und diese schulischen Misserfolge drücken auf den Selbstwert. Umso attraktiver seien auf diesem Hintergrund die elektronischen Medien, in denen sie ohne Druck Erfolgserlebnisse sammeln können.
Um gut gedeihen, ihr Potenzial besser abzurufen und somit vermehrt Erfolgserlebnisse verzeichnen zu können, brauchen sie Leitplanken von uns Erwachsenen. Dazu gehören eine klare Haltung und ein guter Umgang mit den Medien. Aber auch mit einfachen Tagesstrukturen und einer klaren Haltung sei schon ein wesentlicher Teil getan. «Damit werden die Kinder zentrierter und können ihre Kräfte für das einsetzen, was ihnen wirklich wichtig ist. Das gibt ihnen ein gutes Lebensgefühl», so Ruthenbeck.
Kinder erkennen das Echte und Gute
Gegen Ende des spannenden Vortrags entbrannte auch eine rege Diskussion rund um Sinn oder Unsinn von Ritalin und seiner Derivate.
Und zum Schluss öffnete der Psychologe die Perspektive: Sensible und lebendige Kinder können auch uns als Gesellschaft etwas lernen. «In ihnen steckt ein grosses Potenzial. Es sind Seelen, die sich nicht bescheissen lassen. Entweder ist etwas echt, macht Sinn und ist dem Leben dienlich, oder sie funktionieren nicht und stehen neben den Schuhen. Sie stehen somit ein für die Wahrheit, das Echte und Gute und sind ein richtiger Segen für unsere Gesellschaft!»
1 Comment on “Das Potenzial lebendiger und sensibler Kinder”
WOW, vielen Dank für die klaren Impulse. Ich teile diese absolut. Ich kann nun aus der Arbeit mit mehreren sensiblen Kindern sagen, dass sie einen wichtigen Teil des Weltenwandels übernehmen (dürfen). Ich habe eine körperorientierte Methode entwickelt, welche dem Kind erlaubt, sich direkt mit der eigenen Körperintelligenz zu verbinden und dadurch das innere Erleben und Selbst-Vertrauen organisch zu steigern. Falls sie Interesse haben, würde ich mich gerne einmal darüber austauschen.
(falls Link nicht erlaubt, bitte streichen: http://www.sonarbody.com)