Nach vielen Monaten des Widerstands ist für Fredy die Zeit reif für eine 180-Grad-Kehrtwende. «Wir haben uns politisch engagiert, sind an Demos und Mahnwachen gegangen und haben alles gegeben», resümiert Fredy. Jetzt gelte es, eine freie Zukunft zu erschaffen. Die Frage: «In welche Richtung soll es gehen?», ist für Fredy omnipräsent. Lange genug habe man sich auf das Negative konzentriert; der Fokus müsse nun neu ausgerichtet werden.
Zusammen mit anderen Zukunftsgestaltern wurde ein Leitbild des Verbunds «Symbiose Schaffhausen» erarbeitet. Das friedvolle Miteinander steht dabei im Zentrum. Es war ein gemeinschaftlicher Prozess, der Gleichgesinnte aus der Region zusammenführte. Fredy, der auf einem Bauernhof wohnt, baute seine Scheune in eine Begegnungsstätte um. Gemütlich und komfortabel sei es geworden, erzählt Fredy, der den Menschen den renovierten Raum gerne als Treffpunkt zur Verfügung stellt. Die Scheune bietet Platz für 50 Personen. «Hier können sich Menschen unkompliziert auf einen Kaffee treffen, gemeinsam kochen oder sich austauschen.» Auch ein Mittagstisch für Zertifikatsfreie sei in Planung.
Doch Fredys Visionen sind weitreichender als die Begegnungszone in seinem Schopf. Er wünscht sich, dass sich in der ganzen Schweiz Lokalgruppen bilden, um einander zu unterstützen. «In einer Gemeinschaft mit 500 Menschen stehen die Chancen gut, sich in allen Belangen helfen zu können.» Für Fredy die optimale Gruppengrösse, um sich selbst zu versorgen und systemunabhängig zu werden: «Jedes Mitglied bringt seine Fähigkeiten ein.»
Nachdenklich stimmt Fredy, dass nur wenige Menschen wirklich die Bereitschaft zeigen, anzupacken und eine nachhaltige Veränderung zu bewirken. «Viele sehen die Vereine und Gruppierungen, die aus der Bewegung entstanden sind, als Notlösung. Sozusagen als Versicherung in schwierigen Zeiten», meint er und fügt hinzu: «Doch wir brauchen Menschen, die sich aktiv an der Gestaltung unseres Zusammenlebens beteiligen und mitwirken.» Ein Umdenkprozess müsse stattfinden, sagt der Graswurzler und präzisiert: «Wir müssen in die Eigenverantwortung kommen.» Fredy wünscht sich, gemeinsam neue Ideen zu finden, diese weiterzuspinnen und umzusetzen. «Dadurch werden wir stärker.»
Text: Barbara Hagmann
2 commenti su “«Wir müssen in die Eigenverantwortung kommen» ”
Wow, super, so schön, dieses Beispiel! Vielen Dank dafür!
Genau meine Rede! Danke Fredy! Ich habe mir lange viele Gedanken gemacht über das vielgebrauchte Wort ‚Eigenverantwortung’…bin auf die Suche gegangen in mir selber: was heisst das denn so ganz konkret in meinem Alltag?
Ich hab (aus meinem beruflichen Hintergrund) viele ‚Werkzeuge‘ um das herauszufinden….und hab jetzt ein für mich ganz einfaches Rezept zusammengestellt, das vielleicht so manch anderen auch behilflich sein könnte:
Ich erkunde mein eigenes http://WWW….dh. ich frage mich Was tue ich Wann und Weshalb?…das Weshalb teile ich noch auf in zwei Fragen: mit welchem Ziel und mit welcher Motivation?…..da kommen die ‚inneren Schweinehunde‘ ganz schön zum Vorschein (Angst, Wut, Trotz, Trauer, Ohnmacht etc) und ich kann entscheiden, wie ich damit umgehen will!
Ich wünschte mir, dass ganz viele Menschen sich einmal auf diese Weise nahe kommen…dann wird vieles besser, glaube ich zumindest….und ich bin auch gerne bereit, jemandem bei dieser ‚Analyse‘ zu helfen und Wege zu finden….in dieser speziellen Zeit auch ohne Geld dafür zu nehmen!