Die Graswurzlerin Katharina Hofmänner beschäftigt sich seit jeher mit der Frage, wieso der Mensch eine Geisel des Konsums ist. Auch das Geldsystem ist ihr ein Dorn im Auge und sie findet, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, neue Wege zu gehen und sich von alten, ausgedienten Systemen zu befreien.
Die Zinswirtschaft sieht Katharina als Ursprung vieler Geldsorgen. Ein Kreislauf, den es zu durchbrechen gilt. Aus diesem Grund hat sie sich auf die Suche nach einer Alternative gemacht. Inspirationsquellen für ein neues Geldsystem gibt es einige; für Katharina ist es das Schwundgeld, das sie fasziniert. Eine entsprechende Lektüre liegt sogar auf ihrem Nachttisch. «Ich blicke noch nicht ganz durch, aber es fasziniert mich einfach.» Kurz erklärt: Das Schwundgeld verliert mit der Zeit an Wert. Dieser Wertverfall soll motivieren, das Geld schneller auszugeben und nicht zu horten. Schwundgeld verhindert, dass eine Zinswirtschaft entsteht.
«Vielleicht fühlen sich ein paar Graswurzler inspiriert, ein Brainstorming zu machen, wie das Geld der Zukunft aussehen könnte», sagt sie und führt weiter aus: «Ein Konzept, das im Notfall aus der Schublade gezogen wird.» Doch schon allein die Sensibilisierung der Menschen, dass das Finanzsystem zusammenbrechen könnte, sei wichtig.
Noch mehr beschäftigt sie sich mit der Frage, wieso der Mensch immer mehr haben will und sein Konsumverhalten nicht in den Griff bekommt: «Auch wenn nicht all unsere Bedürfnisse gestillt werden, können wir uns gut fühlen», weiss Katharina und appelliert, jeder solle sich vor einem Kaufentscheid die Frage stellen: «Brauche ich das wirklich?» Weniger zu haben führe auch dazu, entspannter zu sein. Der Gedanke, sich eine neue Frühlings-Garderobe zuzulegen dränge sich erst gar nicht auf, so die Graswurzlerin.
Durch die Pandemie und den Lockdown mussten die Menschen wieder lernen, auch mal allein zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen: «Mit der Selbstfindung verschwindet das Bedürfnis, konsumieren zu müssen. Es ist wie ein Entzug», erzählt Katharina und ergänzt: «Wir müssen es aushalten können, weniger zu haben.» Eine Reise nach Afrika habe ihr bereits in jungen Jahren vor Augen geführt, dass der Mensch mit wenig glücklich sein könne. «Wir stehen vor einer Krise, auch wenn das nicht alle wahrhaben wollen. Wir müssen lernen, mit weniger auszukommen und dieses vermeintliche Loch zu ertragen. Der Konsumentzug macht uns frei.»
Text: Barbara Hagmann
6 Kommentare zu „«Wir müssen lernen, mit weniger auszukommen»“
Liebe Katharina
Ich finde das Thema spannend. Ich denke, dass das Geld auch viel mit dem inneren Wert zu tun hat. Das Aussen ist ja der Spiegel des Innern. Wenn ich mir meinen Wert gebe, mich in mir selbst wohl fühle, zufrieden bin so wie ich bin, muss ich das gute Gefühl nicht mehr im Aussen suchen/holen. Immer etwas Neues kaufen und unbedingt einen Partner haben, ist nicht mehr so wichtig, da ich mir selbst das gute Gefühl gebe.
Liebe Grüsse, Valérie
Guten Tag zusammen
Gestern hatte ich genau so einen Tag. Frustriert nach der Arbeit schlenderte ich durch die Altstadt und war in den schönen Kleiderläden. Tatsächlich sah ich das eine oder andere Schnäppchen. In 3 Läden habe ich sogar Kleider anprobiert und sagte mir (trotz Zustimmung der Verkäuferinnen, wie super ich darin aussehe…)“Brauche ich diese Hosen, diesen Pulli wirklich, nein brauche ich nicht!“ Mir wurde bewusst, dass es nur Frustkäufe gewesen wären und so toll sah ich eben nicht aus in den neuen Kleidern, weil ich ja total frustriert war. Und so fuhr ich mit dem Velo den längeren Weg dem See entlang nach Hause und es ging mir gut, der Wind blies den Frust mit weg. 😉 Danke
Mit Dank und Gruss
Das, auf Zerstörung basierende Wirtschsftssystem, zerstört die frühe Mutter Kind Beziehung, seelischer Mangel in der Folge verlangt nach Kompensation, Kaufrausch, Verschwendung.
Herzlich Maja
Kennst du
CHRISTOPH PFLUGER
„DAS NÄCHSTE GELD“?
Alles gut und recht. Doch ohne Konsum wären wir nicht da wo wir heute mit unserem Wohlstand sind. Die Frage ist eher, wann ist genug. Wann ist der Zeitpunkt erreicht, wo wir nicht mehr wachsen sollten, sondern unser Wohlstands-Level halten können und das leben wieder mehr geniessen. Und wie können Andere (ohne Gesamtwachstum) auch auf dieses Niveau gelangen?. Ich, mit knapp U50 habe von früh auf gelernt zu konsumieren. Alles seit meiner Kindheit ist schöner, einfacher, bequemer geworden. Wann hab ich genug Bequemlichkeit? Wenn ich nur noch im Bett liegen muss und alles was ich brauche kommt zu mir? (dann wären wir nahe beim Film Matrix…). Wer darf sagen / entscheiden – genug ist genug? Jeder für sich? Dann wird es viiiiiele geben, denen das heute noch zuwenig ist…
Im Grundsatz bin ich mit vielem von Katharina einig. Aber Achtung – Schwundgeld. Wenn ich „motiviert“ werde, es auszugeben – ja dann erhöhe ich den Konsum. Für Investition muss ich erst ansparen.
Ich denke nicht, dass wir lernen müssen, mit weniger auszukommen. Damit würden wir den Wohlstand von uns selbst gefährden. Wir müssen lernen zu leben. Für mich heisst das, jeden Tag das zu tun, was mir entspricht, mir Spass bereitet und wozu ich jeden Tag gerne aufstehe (doch, ich bin Angestellter). Wenn ich am Morgen in all die Gesichter schaue, lebt nur ein Bruchteil dieses Leben.
Wir könnten uns auch die Natur zum Vorbild nehmen. In der Natur gibt es kein Geld, aber Überfluss. JedeR nimmt, was er/sie braucht, und gibt, was er hat. Natürlich gibt es manchmal auch Mangel, doch wenn wir alles hätten, was wir uns wünschen, würden wir nichts mehr tun!
Wenn wir das für uns anwenden, dann geben wir, was wir haben und können, und die andern geben uns, was sie haben, sei es Ware, Zeit oder Geld. Sobald das wirklich funktioniert, in einer guten Gemeinschaft, brauchen wir kein grosses Vermögen mehr anzuhäufen, sondern helfen einander gegenseitig. Und das Geld ist nur noch ein Tauschmittel unter anderen.
Schwundgeld funktionierte in Wörgel (A) 1932 -33 so gut, dass es verboten und erst unter Androhung eines Militäreinsatzes gestoppt werden konnte …